Neulich hatte ich im Rahmen einer Konzeptentwicklung eine sehr schöne Idee und habe – zur rechtlichen Absicherung dieser – u.a. eine Wort-Bild-Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt (kurz DPMA) angemeldet. Daraufhin kann man sich alle Dokumente, die die Idee und Anmeldung belegen, runterladen und muss die darin enthaltene Gebührenrechnung überweisen. Alles erledigt. Nun trudelte hier aber einige Wochen später eine E-Mail ein – vom DPMA. Und die verdutzte mich schon sehr.
In der E-Mail wurde noch einmal auf meine Anmeldung Bezug genommen und diese inklusive korrektem Aktenzeichen bestätigt. Darüber hinaus war der Mail ein PDF einer offiziellen Urkunde über die Markeneintragung angehängt. Ach ja, und dann war da noch die kleine Aufforderung zur Zahlung einer Registrierungsgebühr in Höhe von 1.590 EUR, „die für das Entstehen und Bestehen des rechtlichen Schutzes der Marke und für sonstige Rechtsfolgen im Deutschen Patent- und Markenamt relevant ist“.
Uff. Mit diesen Zusatzkosten hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich bin ja davon ausgegangen, ich hätte alles bezahlt.
Selbstverständlich geht man auf Nummer sicher, wenn man so eine Markenanmeldung von einer darauf spezialisierten Kanzlei erledigen lässt. Andererseits war es jetzt keine wirklich große Sache, die auszuwählenden Nizza-Klassen ergaben sich eigentlich von selbst und es ging jetzt ja auch nicht darum, ein neues Patent für einen Weltkonzern anzumelden. So ’ne Anmeldung wie diese habe ich schon mehrfach gemacht. Alles überschaubar. Das Ding ist: Ich bin kein Anwalt. Bin ich mir also sicher, wirklich alles beachtet zu haben? Nö. Und deshalb war ich echt genervt, als ich jetzt nochmal rund 1.600 Euronen zahlen sollte. Was macht man in so einer Situation? Richtig: erstmal sacken lassen.
Am nächsten Tag habe ich mir die E-Mail in Ruhe nochmal genau angeguckt. Habt Ihr Lust, einen Blick mit drauf zu werfen? Also:
Es geht los mit der Absender-Adresse. Klickt man auf den Namen, sieht man, dass die E-Mail angeblich von einer Marion Kreß gesendet wurde, in deren Namen auch die Urkunde unterzeichnet wurde. Das Perfide: Beim DPMA gibt es wirklich eine Dame diesen Namens. Man findet auch ein LinkedIn-Profil, allerdings nur ohne Bild und mit lediglich zwei Kontakten. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Profil inkl. Arbeitgeberangabe nur angelegt wurde, um in einer schnellen Google-Suche aufzutauchen (was durchaus funktioniert). Stutzig wurde ich allerdings bei der Domain @mitteilung-dpma.com. Eine .com Adresse für ein deutsches Amt? Dazu mitteilung-dpma statt dpma.de? In der E-Mail selbst stand dann noch der Satz:
Dies ist eine automatisch generierte E-Mail – bitte antworten Sie nicht an diese Mailadresse. Die Internet-Domains www.mitteilung-dpma.com und www.munich-dpma.de werden ausschließlich für den Versand von E-Mails verwendet.
Für alle Zweifler direkt mal eine Erklärung hinterher geschoben, warum man von so einer merkwürdigen Domain E-Post bekommt. Es fing an, mich zu belustigen.
Next: Die Bankverbindung. Auch da hatte ich im Stress des vorherigen Tages gar nicht richtig draufgeguckt. Die IBAN-Nummer beginnt mit PL. Ich sollte also die Kohle auf ein Konto in Polen überweisen. Logisch, wohin auch sonst? Das ist nun wirklich absurd. Wie konnte ich das nicht direkt sehen? Als ich mir dann noch die Urkunde ansah, musste ich fast schon lachen.
Zwei(!) Deutschlandflaggen auf dem Kopf des Dokuments, weil zwei Flaggen sind immer besser als eine, das weiß ja jeder. Eine Zeile darunter wurde das Logo des DPMA in schlechter Auflösung und unscharf völlig willenlos links versetzt hingeklatscht. So würde das kein Grafiker designen.
Als Krönung dieser Amateurarbeit stand auf der „Urkunde“ ein völlig anderes Aktenzeichen als in der E-Mail. Es war also klar: Das Ding ist Fake. Bei einer finalen Recherche musste ich feststellen, dass das DPMA auf seinen Internetseiten schon selbst öfters vor diesem Betrug gewarnt hat, so auch aktuell wieder. Der Pressesprecher Till Huber teilte mir auf meine Anfrage mit:
Wir haben auch schon in der Presse darauf hingewiesen, worauf auch berichtet wurde. Da die Masche aber seit einigen Jahren dem Grunde nach die gleiche ist, hat die Geschichte keinen großen Nachrichtenwert mehr. Dementsprechend schwer ist es, erneut damit durchzudringen.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wieviele Mittelständler diese Zahlungsaufforderung in der Alltagshektik nicht hinterfragen, nicht recherchieren und den Betrag einfach überweisen. Eins muss ja anerkennen: Diese kleinen, miesen Cyber-Betrüger lassen ich echt immer etwas Neues einfallen. Von so einer Masche bei der Markenmeldung hatte ich jedenfalls noch nie gehört. Wenn also dieser Blogpost irgendeinen anderen Markenanmelder vor solchem Nepp bewahrt, hat sich das Schreiben schon gelohnt. In diesem Sinne: Vielen Dank fürs Lesen – und fürs Teilen. Denn je öfter Ihr diese Story anderen Leuten erzählt und weiterleitet, desto größer die Chance, dass niemand auf diesen Betrug reinfällt.